Steinreich: so essen Sie richtig bei Gallensteinen
Krampfhafte Schmerzen im rechten Oberbauch, ein Ausstrahlen in die rechte Schulter – und das alles nach üppigen Feiern, Phasen von zu wenig Bewegung, Stress im Alltag. Doch auch Ernährungsbewusste triffts: denn die typischen Symptome einer Gallenkolik können sich auch nach einer großen Gewichtsabnahme zeigen.
Jede 7. Frau über 40 hat sie bereits – bei Männern treten sie weniger häufig auf: Gallensteine. Zum Glück machen sie sich bei 3 von 4 Betroffenen nicht bemerkbar, somit ist eine Behandlung nicht nötig. Gut beraten ist aber, wer schon im Vorfeld auf eine ballaststoffreiche, fettarme Ernährung setzt, sich regelmäßig bewegt und das Körpergewicht im Normalbereich hält. So kann die weitere Entstehung von Gallensteinen verhindert bzw. ein schmerzhafter Verlauf vermieden werden.
Wenn aus Flüssigkeiten Steine werden.
Die Gallenflüssigkeit wird in der Leber produziert und setzt sich aus Wasser, Gallensäure, Eiweiß, Bilirubin, Cholesterin und Salzen zusammen. Die Gallenblase schließlich ist das Reservoir, in dem die Flüssigkeit gesammelt wird. Bei jeder Mahlzeit wird etwas davon über den Gallengang in den Darm abgegeben wird, um die Fettverdauung zu unterstützen. Unser Körper ist dabei so schlau und passt das der Mahlzeit an: je üppiger und fettreicher eine Mahlzeit ist, umso mehr Galle wird benötigt um eine gute Fettverdauung zu gewährleisten.
Interessant ist dabei, dass die Gallenflüssigkeit nur zu einem kleinen Anteil über den Stuhl ausgeschieden wird. Ein guter Anteil wird nämlich über den Darm wieder aufgenommen und zirkuliert so ständig zwischen Leber und Darm.
Wenn die Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit Veränderungen unterliegt, können sich Gallensteine bilden. Das ist dann der Fall, wenn etwa der Anteil an Cholesterin oder Bilirubin in der Gallenflüssigkeit ansteigt. Diese können auskristallisieren und manchmal winzige, ab und zu kirschgroße bis hin zu hühnereigroße Steine bilden. Vorsicht: Steinschlag!
Je nach Größe und Lage der Steine zeigen sich unterschiedliche Symptome. Während kleine Steine meist keine Symptome verursachen, kann es bei großen Brocken schon richtig schmerzhaft werden. Koliken werden häufiger beobachtet, wenn die Gallensteine den Ausgang der Gallenblase verlegen oder den Gallengang verstopfen. Kann die Gallenflüssigkeit nicht mehr abfließen, kommt es zu einem Rückstau der Gallenflüssigkeit. Die verstärkten Kontraktionen der Gallenblase oder eine Entzündung der Schleimhaut in der Gallenblase (Cholezystitis) oder des Gallenganges (Cholangitis) können Schmerzen oder Koliken verursachen.
Mehr Ballaststoffe für die Galle.
Cholesterin ist ein lebenswichtiger Stoff, und keinesfalls nur böse! Es ist Bestandteil unserer Hormone, wird benötigt für die Bildung von Vitamin D, hält unsere Zellmembranen in Schuss und ist Ausgangsprodukt der Gallensäuren. Isst man zuviel Cholesterin, kann der Gehalt im Blut ansteigen und das führt zu einem höheren Risiko für die Ausfällung von Cholesterinsteinen in der Gallenblase. Recht viel Cholesterin finden wir vor allem in tierischen Lebensmitteln wie fettreichem Fleisch und Innereien, Fisch, Eiern oder fettreichen Milchprodukten wie Butter oder Schlagobers.
Was haben nun die Ballaststoffe damit zu tun? Nun: zu den Aufgaben der Ballaststoffe zählt die Bindung der Gallensäure im Darm. Auf diesem Weg wird sie über den Stuhl ausgeschieden, und die Leber muss Gallensäure nachproduzieren – dafür wird wieder Cholesterin benötigt. Auf diese Weise sinkt der Cholesteringehalt im Körper nachweislich.
Ein weiterer positiv beschriebener Faktor ist, dass Ballaststoffe im Dickdarm teilweise bakteriell abgebaut werden, wodurch kurzkettige Fettsäuren entstehen, die über die Dickdarmwand in den Stoffwechsel und somit in die Leber gelangen und dort die Neubildung von Cholesterin vermindern und nachweislich den Cholesterinspiegel senken.
Ballaststoffe sind also 3-fach gut für unseren Cholsterinspiegel. Und für die Verdauung sowieso. Empfohlen wird daher eine Ballaststoffzufuhr von mindestens 30 Gramm pro Tag. Wer reichlich pflanzliche Produkte wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte einbaut, erreicht diese Ballaststoffmenge locker. Und gleichzeitig bieten pflanzliche Nahrungsmittel den Vorteil, dass sie kein Cholesterin enthalten.
Wie sieht die Ernährung bei einer Gallenkolik aus?
In der Kolik gilt eine strenge Nahrungskarenz. Würde man etwas essen, so wird der Verdauungsprozess in Gang gesetzt und die Gallenblase würde die Arbeit sofort aufnehmen. Erneute Schmerzen sind die Folge.
Darf ich nach der Entfernung der Gallenblase alles essen?
Ja, prinzipiell dürfen Sie alles essen, außer Sie spüren, es bekommt ihnen nicht. Wird die Gallenblase nämlich entfernt, so gibt es kein Reservoir für die Gallenflüssigkeit. Einerseits fließt nun ständig Galle aus dem Gallengang in den Darm, wird aber nach einer üppigen Mahlzeit mehr Galle benötigt, so ist keine Reserve da. Dies kann zu Symptomen wie Fettstühlen, Durchfall oder einer gesteigerten Stuhlfrequenz führen. Prinzipiell schafft unser Körper es sehr gut sich an neue Gegebenheiten anzupassen, er braucht nur etwas Zeit dafür. In der Praxis heißt das, auf lange Sicht ist keine spezielle Ernährungsumstellung notwendig, sollten sie jedoch beobachten, dass sie bestimmte Mahlzeiten oder Lebensmittel nicht mehr so gut vertragen, lassen sie die betreffenden Nahrungsmittel vorerst weg. Sie können diese gerne nach einer Karenzphase wieder ausprobieren. Es kann sein, dass sich ihr Darm einfach noch nicht an die neue Situation gewöhnt hatte. Tipp: Eine fettarme Ernährung reich an Ballaststoffen erweist sich auch nach einer Entfernung der Gallenblase als vorteilhaft.
Gewichtsreduktion – Eile mit Weile
Übergewicht wird als begünstigender Faktor für die Entstehung von Gallensteinen gesehen. Eine radikale, extrem kalorienarme Diät kann dies ebenfalls begünstigen. Wer sein Körpergewicht reduzieren möchte, sollte vorzugsweise eine langsame Gewichtsreduktion von 0,5 – 1 Kilogramm pro Woche durchführen. Gepaart mit einer pflanzlichen Kost reich an Ballaststoffen und mit wenig Fleisch ergibt sich eine langfristig positive, nachhaltige Gewichtsreduktion. Genau auf das legen wir mit unseren Ernährungsplänen Wert.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und Gallenleiden – gibt es einen Zusammenhang?
Bei Darmerkrankungen wie Morbus Crohn funktionieren die Verdauungsprozesse nicht einwandfrei, die Wiederaufnahme der Gallensäure durch die Darmschleimhaut ist gestört und es geht mehr Gallensäure über den Stuhl verloren. Die Leber schafft den Verlustausgleich nicht, der Anteil an Gallensäure in der Gallenblase sinkt. Das Risiko der Steinbildung erhöht sich dadurch.
Fazit
Gallensteinleiden können symptomlos oder sehr schmerzhaft verlaufen. Präventivmaßnahmen zu setzen ist ein guter Weg, um der Gallensteinbildung bzw. der Entstehung von Schmerzen entgegenzuwirken. Wer hier ansetzen möchte, der kann auf ballastoffreiche, fettarme Kost, eine langsame Normalisierung des Körpergewichtes und regelmäßige Bewegung setzen. Auch nach einer operativen Entfernung der Gallenblase wird zu mehr pflanzlicher Kost und weniger Fett in der Ernährung geraten. Spezielle Einschränkungen gibt es allerdings nicht. Achten sie darauf, was ihnen bekommt und greifen sie dort verstärkt zu.
Quellen (Stand: 22.4.2020)
https://www.netdoktor.de/krankheiten/gallensteine/
https://www.onmeda.de/krankheiten/gallensteine.html
https://www.oege.at/index.php/medien-presse/pressemeldungen-aktuell/2226-ballaststoffe-wie-wirken-sie-und-welchen-beitrag-koennen-sie-zur-gesundheitspraevention-leisten
https://www.oege.at/index.php/bildung-information/ernaehrung-von-a-z/1758-cholesterin
http://www.ernaehrung.de/tipps/fettstoffwechselstoerungen/fett19.php