Schmerzen im großen Zeh, Gicht

Ernährung bei Gicht

Der Schmerz im großen Zeh.

Ein nettes Beisammensein mit der Familie, etwas zu üppiges Essen, ein paar Gläschen zum Anstoßen: nach so einer geselligen Runde freuen Sie sich auf eine ruhige Nacht und guten Schlaf. Nur noch die Bettdecke über die Füße ziehen, aber: „Autsch!“ Plötzlich fährt ein höllischer Schmerz in den großen Zeh!

Ist ihnen das schon mal passiert? Zu Weihnachten, nach Grillfeiern oder nach dem Geburtstagsmenü zeigt der Körper, dass es zuviel war. Zuviel Harnsäure, zuviel Purine: in der Regel handelt es sich um einen klassischen Gichtanfall.

Harnsäure und Purine – die ausschlaggebenden Faktoren

Aus medizinischer Sicht wird die Gicht aufgrund der auftretenden Beschwerden zu den rheumatischen Erkrankungen gezählt. Anders als bei Rheuma sind die Gelenksschmerzen jedoch auf einen erhöhten Harnsäurewert im Körper zurückzuführen. Als Hyperurikämie wird dabei ein Anstieg der Harnsäure auf über 6mg/dL bei Frauen und 7mg/dL bei Männern bezeichnet. Ab diesem Grenzwert lagert sich die Harnsäure in Form von Kristallen in Gelenken und im Gewebe ab und kann schmerzhafte Schwellungen verursachen.

Harnsäure entsteht beim Abbau von Purinen, die als Teil des Erbgutes in den Zellen von Tier und Pflanze vorkommen. Da der menschliche Körper ständigen Ab- und Aufbauprozessen unterliegt, werden in unserem Körper täglich Purine freigesetzt, die zu Harnsäure abgebaut und über die Niere ausgeschieden werden. Weiters verstecken sich Purine in unserer täglichen Nahrung. Auch diese werden nach dem Verzehr der Lebensmittel zu Harnsäure verstoffwechselt und ausgeschieden.

Faktoren, die zu einem Anstieg der Harnsäure im Körper und in Folge zum Krankheitsbild Gicht führen können sind:

  • Nierenprobleme
  • schneller Gewichtsverlust, etwa durch Crash-Diäten
  • zuviel Purine im Essen, beispielsweise durch hohen Fleischverzehr oder Alkoholkonsum

Ernährung – Auslöser oder Entzündungshemmer?

Die Ernährung hat bei Gicht einen besonderen Stellenwert, da sie einerseits Ursache der Gichtentstehung sein kann, andererseits kann man durch gezielte Ernährungsumstellung die Entzündungsaktivität vermindern. Als ernährungsbedingte Ursachen einer Gicht gelten zuviel Fleisch, zuviel Alkohol und zu wenig Bewegung. Hingegen kann eine purinarme Kost zu einem Rückgang der entzündlichen Prozesse im Körper beitragen. Empfohlen wird, wie bei allen rheumatischen Krankheitsbildern, eine vorwiegend vegetarische Basiskost mit bewusster Auswahl an tierischen Lebensmitteln.

Welche Lebensmittel enthalten Purine?


Niedriger Puringehalt

  • Eier
  • Obst
  • die meisten Gemüsesorten
  • Getreide
  • Kartoffeln
  • fettarme Milchprodukte

Mittlerer Puringehalt

  • fettarmes Fleisch und Schinken
  • Fleischsuppen / Knochenbrühe
  • Kohlgemüse (z.B. Brokkoli, Blumenkohl, Kohlsprossen)
  • Soja (z.B. Tofu)
  • Gemüsesorten wie Spargel, Spinat, Schwarzwurzeln, Artischocken, Rhababer
  • Hülsenfrüchte (z.B. Erbsen, Bohnen, Linsen,…)
  • Meeresfisch (z.B. Lachs)

Hoher Puringehalt

  • Innereien (z.B. Leber, Milz, Bries)
  • Haut von Geflügel, Fisch oder Schweinescharte
  • Fische in Öl (z.B. Ölsardinen, Sardellen, Thunfisch, Hering) und geräucherter Fisch
  • Meeresfrüchte (z.B. Garnelen, Muscheln)
  • Alkohol (v.a. Bier)

Tipps und Tricks für eine purinarme Ernährung

  • Werden Sie Teilzeitvegetarier: täglich am Speiseplan stehen sollten purinarme Lebensmittel in Form von Getreide, Kartoffeln, Gemüse und Obst.
  • Setzen Sie auf vegetarische Eiweißquellen: Fettarme Milchprodukte enthalten kaum Purine und sind daher ideale Eiweißquellen. Auch Eier sind okay.
  • Seien Sie wählerisch bei Fleisch und Fisch: 1-2x pro Woche darf fettarmes Fleisch auf den Teller kommen. Achten Sie auch darauf, wieviel Wurst und Schinken Sie verzehren. Innereien und fettreichere Fleischteile oder Haut bei Geflügel und Fisch sind hingegen richtige Purinbomben und sollten ganz klar gemieden werden.
  • Hülsenfrüchte sind nicht so böse, wie Sie glauben: Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen oder Kichererbsen enthalten zwar Purine, werden aber in der Regel nicht täglich verzehrt und können somit durchaus Ihren vegetarischen Speiseplan ergänzen. TIPP: Purine gehen bei der Zubereitung teilweise ins Kochwasser über – kochen sie Hülsenfrüchte auf und leeren sie das erste Kochwasser weg, somit verringert sich der Puringehalt ganz natürlich.
  • Alkohol in Maßen statt in Massen: Alkohol hemmt einerseits die Harnsäureausscheidung über die Niere und andererseits liefern alkoholhaltige Getränke wie Bier Purine. Eine Reduktion des Alkoholkonsums wirkt somit doppelt positiv.
  • Spülen Sie ihre Nieren: eine hohe Flüssigkeitsaufnahme von 2 – 3 Litern pro Tag spült die Nieren, verdünnt die Harnsäure und fördert somit die Harnsäureausscheidung. Wichtig ist was im Glas landet – zuckerfeie Getränke wie Wasser, Mineralwasser und Tee sind wunderbar geeignet.
  • Wer isst schon täglich Spinat? Ja, es gibt sie – die Gemüsesorten, die Purine enthalten wie Blumenkohl, Brokkoli, Spinat oder Spargel. Allerdings ist der Gehalt weit geringer als im Fleisch. Wer Gemüse sehr abwechslungsreich einsetzt kann seinen Speiseplan mit kleinen Mengen dieser Gemüsesorten ergänzen.
  • Vitamin C als Antioxidans: Vitamin C ist in Obst und Gemüse enthalten und hemmt durch seine antioxidative Wirkung Entzündungen im Körper.

Abnehmen bei Gicht

Ihr Arzt rät Ihnen, Ihr Gewicht zu reduzieren? Beim Abnehmen sollten Sie ein paar Dinge beachten, wenn Sie zu Gichtanfällen neigen. Eine Reduktion des Körpergewichtes geht nämlich mit dem Abbau von Körperzellen einher. Dieser Prozess setzt Purine frei, die zu Harnsäure abgebaut und ausgeschieden werden. Nimmt man zu schnell ab, so kommt es zu einem Übermaß an Purinen und Harnsäure, die sich als Kristalle ablagern und den Gichtschmerz auslösen können. Um das Körpergewicht in den Normalbereich zu bekommen – ohne, dass es schmerzhaft wird – sollte daher eine langsame Reduktion von 0,5 – 1kg pro Woche angestrebt werden. Somit werden weniger Purine freigesetzt, es wird weniger Harnsäure gebildet die auch gut ausgeschieden werden kann und sie kommen schmerzfrei an ihr Gewichtsziel.

Fazit

Wer seinen Harnsäurewert positiv beeinflussen möchte, kann sich durch ein paar Tricks in seiner täglichen Ernährung gut unterstützen. Dabei sollte eine vegetarische Ernährung, reich an Gemüse (bis auf ein paar Ausnahmen), Obst, Getreide, Kartoffeln und Milchprodukten die Basis bilden. Ein bewussterer Konsum von fettreichem Fleisch und Fisch sowie von Alkohol unterstützt Ihr Ziel, die Harnsäurewerte zu senken ebenso. Eine Normalisierung des Körpergewichtes wirkt sich bei Übergewicht positiv auf den Krankheitsverlauf aus, sollte jedoch langsam erfolgen um Gichtanfälle während des Abnehmens zu verhindern.

Quellen

ApothekenUmschau: https://www.apotheken-umschau.de/Gicht (Stand 20.04.2020)
Netdoktor: https://www.netdoktor.at/gesundheit/gesunde-ernaehrung/ernaehrung-bei-gicht-5607 (Stand 20.04.2020)
Forum Ernährung: https://www.forum-ernaehrung.at/artikel/detail/news/detail/News/gicht-die-krankheit-der-koenige/ (Stand 20.04.2020)
Keyßer G: Ernährung bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises. ErnährungsUmschau

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